Nenn es Sprachheimat, nenn es, benenn es
Ich vegetiere. Ich bin ein Baum. Ich stehe nicht mehr gerade und aufrecht und stehe nicht mehr dafür und dagegen. Ich bin ein Baum und stehe dafür dagegen.
PAUSE
Ein Waldbrand verschlang auf noch ungeklärte Weise einen Menschen im Baum und vernichtete zwei Leben. Ein Sarg konnte nicht gezimmert werden, es war ihnen egal. Lebenslänglich, ein Leben lang. Lebenslänglich tot zu sein und nicht mehr zu atmen, zu brennen, wofür und wogegen – zu sein. Kein niemand mehr zu sein und nie mehr dafür zu stehen oder dagegen zu stehen, aufrecht, am aufrechten Gang und Stand erkennbar zu sein und verzichtbar zu werden dadurch. Wie auch immer, verzichtbar.
PAUSE
Er vegetierte. Er war ein Baum. Er stand nicht mehr gerade und aufrecht und stand nicht mehr dafür und dagegen. Er war ein Baum und stand dafür dagegen.
PAUSE
Sigolovo. Auch hier stehen noch Bäume und Menschen in Bäumen und liegen Menschen unter der Erde im Winter auch, zumal niemand mehr weiß, wie sie heißen und niemand eine Frage stellen würde vor Eiseskälte, da jedes Wort im Mund vereist, darüber hinaus es erst gar nicht so weit hätte kommen sollen, so weit, denn hier wird ein abruptes Ende gesetzt.
PAUSE
Die Sonne hat ein Anrecht, erhört zu werden. Die Sonne hat ein Anrecht, zu schei-nen. Die Sonne hat ein Anrecht, beschienen zu werden, jetzt, in der Auflösung des Schweigens.
Längere PAUSE
Zero. So gelangen wir an den absoluten Nullpunkt und sind dort schon längst angelangt. Einige Grade. Einige Grad mehr, und es begänne zu brennen in Gedanken, 8 Kilometer südostwärts von Sigolovo, wo die Sonne auch im Sommer nicht unter die Erde scheint und nichts vergeht wie die Zeit. Wer nicht hier ist, wird es nie gewesen sein, könnte man meinen, wenn man die gefrorene Erde betrachtet, nicht berührt. Erde, in die sich Spuren gegraben und keine Spuren gegraben haben und nichts an den Tag, die Stunde, die letzten Sekunden erinnert – könnte man meinen.
PAUSE
Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von den alten, den vergangnen Jahren?
Was haben wir seit Anbeginn erfahren,
als daß sich eins im anderen erkennt?
Längere PAUSE
So. Steht einer am Hügel und blickt auf den Himmel unter ihm. So verrinnen Sekunden und Stunden, Tage und Jahre, bis ihn jemand entdeckt und ihm die Uniform aus der Hand nimmt oder reißt, die keinen mehr stört als ihn selbst. Und selbst die Frage nach den Verbliebenen wäre jetzt, für einen Bruchteil der Sekunde, nur unangebracht. Blieben die Wolkenreste am Himmel oder darunter in der Spiegelung, würde sie jemand bewusster wahrnehmen als der beschreibende Autor.
Ein Kommentar
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