Jetzt stehen wir uns also am Schlachtfeld gegenüber, nicht wahr. Jetzt liegen wir also am vorweihnachtlichen Schlachtfeld und warten auf den großen Feldzug. Festzug. Was wünschen wir uns denn heuer? Ein großdeutsches Mädel in feldgrauer Tracht, den Rübezahl oder gleich einen ganzen Goebbels? Oder begnügen wir uns mit der Tapferkeits-Medaille in Gold und nehmen als Bonus die silberne Wehrmachts-Medaille dazu (ohne Aufzahlung)? Advent, Advent… Wie wär’s mit einem Bildband „Das Deutsche Volksgesicht“ oder dem Buch „Freispruch für die Deutsche Wehrmacht“ (gebunden und stark reduziert)? Ach, es duftet schon so wunderbar verwegen nach Weihnacht. Wehrmacht. Oh, du fröhliche. Oh, die Götterdämmerung legte sich auf seine trunkenen Augen und ließ ihn Walhalla sehen in einem Moment der Erleuchtung. Oh, du selige. 55 Millionen und noch nicht genug. Kein Wenn, kein Aber. Kein Schneemann, Schneetod. Gut, mann- und tugendhafter Herr von Möze und Kabs, sie waren ja dabei in Russland, damals, nicht wahr. Damals waren Sie dabei, als mein Großvater im Dreck verreckt ist, das wissen wir ja. Als er krepiert ist. Elendig starb. Verzeihung. Den Heldentod starb. Jaja. Da haben sie noch lauthals gesungen im Schnee. Geschrien. „Was wusste mein Opa?“ (€ 19,90). Lesen wir mal nach in unserem Adventskalender, was uns heute wieder für ein herrliches Märchen aufgetischt wird: „Denn die Anklage-Keule ist bis heute Mittel zur Einschüchterung, wenn es darum geht, eine aufrichtige Politik zu verhindern.“ Spät. Es ist spät. Lassen wir uns vom Märchenopa noch viele schöne Geschichten vorlesen, damit wir rasch müde werden und einen guten Schlaf finden. Nicht wahr. Natürlich, ich weiß es, sie wissen alles. Ach, Verzeihung. Sie können Sich nicht mehr erinnern, von der Kugel getroffen worden zu sein, die so unglücklich durch ihre Lunge drang, dass Ihnen fortan das Atmen so schwer fiel, dass ihre Äußerungen nur noch gepresst den Mund verließen? So furchtbar gepresst. Schade. Ach ja, sagt das norddeutsche Mädel, dann danke ich Ihnen mal, dass Sie mich wieder zum Leben erweckt haben. Dann steigen die Ahnen auf und lassen den Himmel so wunderbar glänzen, dass einem ganz schaurig wird vor so viel übermächtiger Zaubergewalt. In alten Geschichten wird uns vieles Wunderbare berichtet, von ruhmreichen Helden, von hartem Streit, von glücklichen Tagen und Festen, von Schmerz und Klage, vom Kampf tapferer Recken. Ach. Ach ja. Jetzt stehen wir uns also am Schlachtfeld gegenüber, nicht wahr. Jetzt liegen wir also am vorweihnachtlichen Schlachtfeld und warten auf den großen Feldzug.
Dez 5
2008
Keine Kommentare