„Es irren derzeit sehr viele Menschen, verzweifelt nach Obdach und Lebensmöglichkeit suchend, in der Welt herum. In diese Situation kamen sie nicht durch eigene Schuld, sondern durch fremden Willen. Aber das ändert wenig an ihrem Schicksal. Unglück stigmatisiert wie Aussatz. Eine Weile, eine kurze Weile weckt es Mitgefühl, bald Ungeduld, am Ende Ablehnung und Widerwillen. Die Menschen, geneigt, aus der eigenen Not eine Tugend, sind noch mehr geneigt, aus der fremden Not ein Verbrechen zu machen. […]
Flüchtlinge in Mengen, besonders wenn sie kein Geld haben, stellen ohne Zweifel die Länder, in denen sie Zuflucht suchen, vor heikle materielle, soziale und moralische Probleme. Deshalb beschäftigen sich internationale Verhandlungen, einberufen, um die Frage zu erörtern: „Wie schützt man die Flüchtlinge?“ vor allem mit der Frage: „Wie schützen wir uns vor ihnen?“ […]
Oder, durch ein Gleichnis ausgedrückt: Ein Mensch wird hinterrücks gepackt und in den Strom geschmissen. Er droht zu ertrinken. Die Leute zu beiden Seiten des Stroms sehen mit Teilnahme und wachsender Beunruhigung den verzweifelten Schwimmversuchen des ins Wasser Geworfenen zu, denkend: wenn er sich nur nicht an unser Ufer rettet!“ (Alfred Polgar, 1939)
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