Er packte seine Sachen aus dem Supermarkt aus, die Scholle war bereits aufgetaut. Dann legte er sich mit dem neuen Luxuspolster auf die Couch und stellte den Ton lauter. Zwischen den Programmen hin- und herschaltend, sah er Menschen, die live aus dem Wolkenkratzer sprangen, eine kleine Bärenfamilie, verrußte Feuerwehrmänner, fassungslose Gesichter, eine amerikanische Sitcom. Ein erneuter Aufschrei: Einer der Twin-Towers stürzte in sich zusammen. Eine riesige Staubwolke wirbelte durch die Straßen, ein Fotograf wurde gefilmt, der der Bedrohung standhielt und erst im letzten Moment Zuflucht hinter einem Auto suchte. Beim Weiterschalten hatte sich die Bärenfamilie verabschiedet und wurde vom Blick auf das staubbedeckte Manhattan abgelöst. ‚This is a day unlike any other‘, sagte der Sprecher auf CNN. Präsident Bush, der von einer nationalen Tragödie sprach, redete leicht aus seinem sicheren Bunker heraus, und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, seine Fassungslosigkeit würde eher der entjungferten Unverwundbarkeit seines Landes gelten als den Toten und Verletzten. (Auszug aus dem Roman „Später vielleicht“. Skarabäus, 2009)
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