Jetzt sind wir bald frei und wissen nicht weiter. Du meinst, uns fiele wohl das Dach auf den Kopf. Du meinst, soviel Freiheit könnten wir kaum noch ertragen. Aber mit jedem Tag wird die Mauer kleiner vor dem Fenster und der Raum größer für uns. Mit jedem Tag fällt ein wenig mehr Licht ins Zimmer und fällt uns der Blick durch das Fenster leichter. Wir gehen jetzt fast schon fröhlich auf und ab und halten verstohlen die Hand an die Klinke. Du weinst, wenn ich lache. Aber die Mauer wird kleiner vor dem Fenster, Stunde um Stunde, Tag für Tag. Schon planen wir für die Zeit danach und malen uns aus, wie sich die Sonne anfühlt und taunasses Gras. Woche für Woche fällt mehr Licht in den Raum, und wir sehen uns an und erkennen uns kaum wieder. Du meinst, das Alter stehe uns nicht gut. Du meinst, wir könnten uns bald nicht mehr ertragen. Dann aber stehen wir Hand in Hand vor dem Fenster und sehen unsere Gesichter darin mit den tiefen Falten und die Mauer dahinter, die nicht mehr wächst
Aug 2
2010
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