Es musste schnell gehen, bevor sich Widerstand formierte. Über Nacht war eine Armada an Baufahrzeugen aufgefahren, frühmorgens wurde mit der Arbeit begonnen, um das in der Altstadt liegende historisch belastete Biedermeierhaus abzureißen, so wie es der Minister wiederholt eingefordert hatte als saubere Lösung.Nach getaner Arbeit ließ man Gras über die Lücke wachsen. Viel Zeit verstrich, bis man sich entschloss, auf dem Grundstück einen Baum des Friedens zu pflanzen als sichtbares Symbol für folgende Generationen. Im Herbst wurden die Blätter von Unverbesserlichen wie Devotionalien eines längst zu Asche gewordenen Führers eingesammelt. Man fällte die Eiche, errichtete einen Spielplatz mit Brunnen, dessen Wasser bald flaschenweise von Ewiggestrigen abgefüllt und zu Geld gemacht wurde. Der Spielplatz wurde auf unbestimmte Zeit geschlossen. Geschäftstüchtige gebaren die Idee, auf dem Grundstück ein Wohnhaus zu errichten, das rasch aus der Erde wuchs. Mit dem Konkurs des Bauunternehmens fand das Projekt sein abruptes Ende. So stand der Rohbau als Schandfleck im Ort, viele Ideen zur weiteren Nutzung wurden geboren, verworfen, bis der Gemeinderat einstimmig beschloss, das Gebäude in ein Haus der Verantwortung umzugestalten als mutiges Zeichen einer verantwortungsvollen Stadt.
Im Rahmen der Einweihungsfeier erinnerte der Minister mit mahnenden Worten an die historische Bedeutung des Ortes, betonte wiederholt, dass ein solches Haus längst überfällig gewesen sei, um niemals zu vergessen.
Mai 8
2017
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